Veranstaltungen

 

Mittwoch, 21. Mai 2003, 20.30 Uhr,

Buchladen Neuer Weg, Sanderstr. 23/25, Würzburg

Gloria Rolando (Kuba) präsentiert ihren Film:

»The Eyes of the Rainbow – Die Augen des Regenbogens«

Assata Shakur – ein Symbol für Würde und Widerstand

Eine Veranstaltung der Cuba-Solidarität Würzburg e.V.          Eintritt: € 6,-- (ermäßigt: € 4,--)

Der Dokumentarfilm der Kubanerin Gloria Rolando erzählt die Lebensgeschichte der Afroamerikanerin Assata Shakur. Als führendes Mitglied der Black Panther Party for Selfdefense und Militante der Black Liberation Army war sie Anfang der 70er Jahre untergetaucht. Wie andere auch wurde sie vom FBI gejagt, das die Black Power Bewegung zerstören wollte. Viele Panthers wurden verhaftet oder ermordet. Assata Shakur wurde

1973 während einer Polizeikontrolle angeschossen und schwer verletzt. Ihr Lebensgefährte, Zayd Malik Shakur, wurde von der Polizei getötet. Von 1973 bis 1979 saß sie im Hochsicherheitsgefängnis von Clinton, New Jersey, aus dem sie von einem Kommando der Black Liberation Army befreit wurde. Auf Umwegen erreichte sie später Kuba, wo sie politisches Asyl erhielt, und seitdem dort lebt, studiert und arbeitet.

»Nichts ist magischer als Wahrheit und Gerechtigkeit, nichts ist schöner als die Freiheit« – dieses Zitat von Assata Shakur könnte auch als Motto über diesem Film stehen. Assata Shakur erzählt vor der Kamera über ihr Leben, ihre Kindheit im Süden der USA, ihr politisches Erwachen in den 60ern, die Verfolgung durch Polizei und Justiz, ihre Haft und schließlich ihre Befreiung und Flucht, die sie auf verschlungenen Wegen nach Kuba führte.

Die Geschichte Kubas ist für Assata Shakur eng verbunden mit den historischen Erfahrungen der aus Afrika verschleppten Sklavinnen und Sklaven. In Kuba erfuhr sie das Gegenteil von dem, was ihr Alltag in den USA war: hier wurde sie zu einer geachteten Repräsentantin der afroamerikanischen Bürger- und Menschenrechtsbewegung. Indem Kuba ihr Schutz garantiert, ehrt das Land auch die vielen namenlosen Opfer rassistischer Gewalt in den USA und die ermordeten Anführer des Befreiungskampfes wie Malcolm X und Martin Luther King.

Das Video enthält neben den von Assata Shakur erzählten Bezügen zur afroamerikanischen Geschichte und zu den afrikanischen Wurzeln auch Dokumentaraufnahmen über die Black Panthers, sowie wiedergefundenes Filmmaterial mit einem Interview, das Assata Shakur 1973 in einem US-Gefängnis gab.

Gloria Rolando versteht den Film »als Hommage an das afroamerikanische Volk und seinen Kampf, wie er sich durch die Lebensgeschichte dieser einzigartigen Frau vermittelt, die zu einem Symbol für Würde und Widerstand geworden ist. Assata Shakur legt in diesem Film das zutiefst menschliche und ergreifende Zeugnis einer politischen Kämpferin ab. Vor allem ist der Film aber das Dokument einer Frau aus der afrikanischen Diaspora, die in der Tradition der Befreiungskämpfe seit der Sklaverei steht«.

Der Film besteht aus Interviewsequenzen mit Assata Shakur, die an verschiedenen Orten Havannas gedreht wurden, untermalt von Bluesinterpretationen des afroamerikanischen Musikers Junius Williams. In Tanzszenen stellen Danza Nacional de Cuba und Grupo Vocal Baobab Momente der afrokubanischen Geschichte dar.

Gloria Rolando widmet ihren Film »allen Frauen, die für eine bessere Welt kämpfen«.

Mehr Informationen über das umfangreiche Filmschaffen und die Vortragsreisen von Gloria Rolando sind zu finden auf der Website: www.afrocubaweb.com

VHS-Video, 45 Minuten in Farbe, 1998,    Englische Version mit deutschen Untertiteln

Buch und Regie: Gloria Rolando Casamayor

Redaktion: Armando Galindo

Kamera:  José M. Riera und Raúl Rodríguez

Ton:   Juan Demosthene

Ton:   Juan Demosthene

Spezialeffekte: Gilberto Martínez

Musik:   Jorge Maletá y Grupo Vocal Baobab, Junius Williams and the Magic Harp

Produktion:  Imágenes del Caribe / Mundo Latino  Antonio Romero

Vita Gloria Rolando Casamayor

»Mein Interesse gilt der afrokubanischen Kultur«

„Ich wurde am 4. April 1953 in Havanna, Kuba, geboren und ging dort auch zur Schule. Ich besuchte die Oberschule »Conservatorio Provincial de Música Amadeo Roldán«, wo ich Klavierspielen lernte und Musiktheorie und -geschichte, Harmonielehre und Komposition studierte. Mit achtzehn Jahren erwarb ich mein voruniversitäres Diplom mit den Hauptfächern Literatur und Wissenschaft und dem Nebenfach Musik. Unmittelbar danach nahm ich intensive Studien der Geisteswissenschaften auf. 1976 schloß ich mein Studium der Kunstgeschichte an der Universität von Havanna ab und bekam eine Stelle am ICAIC, dem Kubanischen Institut für Kunst und Filmindustrie“.

Weitere Abschlüsse:.

1. Studium der Karibischen Literatur (Universität von Havanna). Thema der Abschlußarbeit 1987: »Emigration, ein wiederkehrendes Thema der karibischen Literatur«

2. »Literatur und Identität in der Karibik« (Seminar der »Casa de las Américas«). Titel der Seminararbeit von 1988: »Sklaverei«

Gloria Rolando arbeitet seit 1976 in der Filmindustrie und wirkte als Regieassistentin an zwanzig Dokumentarfilmen mit, u.a. bei Santiago Alvarez. Seit 1989 hat sie ihre eigene Linie beim Schreiben von Drehbüchern und als Regisseurin von Dokumentarfilmen entwickelt. »Mein Interesse gilt der afrokubanischen Kultur und den anonym bleibenden Völkern, die zur komplexen Geschichte der afrikanischen Diaspora gehören. Erst 1991 konnte ich meinen ersten eigenen Film fertigstellen, ein Video, bei dem ich auch selbst Regie führte: ›Oggun: the Eternal Present‹«. Dieser Film über die Mythologie der Yoruba-Götter Oggun und Oshun ist mittlerweile in über fünfzig Universitäten und Kulturzentren der USA gezeigt worden und als ein wichtiges Werk über die afrikanische oral tradition anerkannt und mit Preisen ausgezeichnet.

1995 gründete Gloria Rolando mit weiteren kubanischen Fernseh- und Filmschaffenden die unabhängige Videogruppe »Imágenes del Caribe«.

1997/98 drehte sie »The Eyes of the Rainbow« mit und über Assata Shakur.

Vita Assata Shakur

»Eine Mauer ist nichts weiter als eine Mauer – man kann sie einreißen«

»Das FBI kann keinen Beleg dafür finden, daß ich geboren bin. Auf dem FBI-Fahndungsplakat ist mein Geburtsdatum mit dem 16. Juli 1947 angegeben und in Klammern hinzugesetzt: ›Nicht durch Geburtsurkunde belegt‹. Wie dem auch sei, ich bin jedenfalls geboren. Meine Schwester Beverly kam fünf Jahre später zur Welt. Meine Mama gab mir den Namen JoAnne Deborah Byron. ... Meine Mutter und mein Vater ließen sich kurz nach meiner Geburt scheiden. Ich lebte bei meiner Mutter, meiner Tante Evelyn Williams, meiner Großmutter Lulu Hill und meinem Großvater Frank Hill in einem Haus im Bricktown-Teil von Jamaica, New York.«

Dies ist ein kurzer Auszug aus der Autobiographie »ASSATA« (Atlantik Verlag,

ISBN:  3-926529-02-4; € 18,00), die seit 1990 auch in deutscher Sprache verfügbar ist und zu einem Standardwerk über Leben und Widerstand in Black America geworden ist.

Assata Shakur war Anfang der 70er Jahre untergetaucht, weil sie wie andere Mitglieder der Black Panther Party auch zur Zielscheibe des COINTELPRO geworden war. Das Counter Intelligence Program des FBI war ein Geheimdienstprogramm zur Zerschlagung der Basis- und Widerstandsbewegungen, sowie der Kommunistischen Partei der USA. Viele Panthers wurden verhaftet oder ermordet. Assata Shakur wurde 1973 bei einer Polizeikontrolle angeschossen und schwer verletzt ins Gefängnis gebracht. Als einzige Frau wurde sie in einem Männergefängnis isoliert. Ihr Lebensgefährte Zayd Malik Shakur überlebte die Polizeikugeln nicht. Am Ende einer Reihe von Prozessen, die alle mit Freisprüchen endeten, wurde Assata Shakur schließlich 1977 in einem letzten Anlauf unter einer konstruierten Anklage wegen angeblichen Polizistenmordes zu lebenslanger Haft verurteilt.

Ein Kommando der Black Liberation Army befreite sie am 2. November 1979 mit einer List ohne Waffengewalt aus dem Hochsicherheitsgefängnis von Clinton, New Jersey. Auf Umwegen erreichte sie später Kuba, wo sie seitdem politisches Asyl genießt. Dort schrieb sie auch ihre Autobiographie, die 1987 in den USA erstveröffentlicht wurde und seitdem in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Ihr Erzählstil erfaßt die Facetten des Lebens in aller Widersprüchlichkeit:

Sie ist das Mädchen vom Lande, das Elvis-Presley-Anstecker trägt, sie ist die rotzfreche Göre, die von zu Hause ausreißt und sich in Harlem, New York, herumtreibt, sie ist die Jugendliche, die gegen den Vietnamkrieg protestiert, sie ist die junge Frau, die sich in der Black Panther Party organisiert und gegen den Machismo in den eigenen Reihen angeht, sie ist die militante Kämpferin, die die bedrückenden Verhältnisse einer vom Rassismus zerfressenen Gesellschaft umstürzen will. Sie ist schließlich die politische Gefangene, die ihre schweren Verletzungen übersteht, die lernt, wie auch unter einem menschenverachtenden Gefängnisregime Leben möglich ist – selbst dann noch, als ihr das in der Haft geborene Kind weggenommen wird. Für sie ist »eine Mauer nichts weiter als eine Mauer – man kann sie einreißen«. Auf der Basis dieser einfachen Logik entkommt sie der Realität von Isolationshaft und politischer Justiz und sorgt mit ihrer Flucht aus dem Gefängnis für Jubel und Genugtuung in den Ghettos der Großstädte. Parolen wie »Assata is welcome here« tauchen dort auf vielen Hauswänden auf. Das FBI jagt sie vergeblich und muß zusehen, wie ihre an die afroamerikanische Gemeinde gerichteten Botschaften und politischen Erklärungen in Flugschriften, auf Tonband- und Videocassetten in den ganzen USA Verbreitung finden. Daß sie schon bald nach ihrer Flucht Schutz vor politischer Verfolgung in Kuba erhalten hat, wird erst Jahre später bekannt. Von Havanna aus wirkt sie fortan für die Ziele, die sie mit vielen Menschen in den USA und überall auf der Welt verbinden.

Nach Abschluß eines Hochschulstudiums war Assata Shakur zunächst im Literatur- und Kulturbereich der Universität von Havanna tätig. Sie arbeitet derzeit an weiteren Buchprojekten und schreibt Analysen und Beiträge für Zeitungen und Radios. Sie hat Konferenzen über das politische Erbe von Malcolm X in Havanna organisiert und setzt sich insbesondere für die zahlreichen politischen Gefangenen in den USA ein, die zum Teil seit den 60/70er Jahren unter ebenfalls konstruierten Anklagen in lebenslanger Haft gehalten werden oder wie Mumia Abu-Jamal von der Hinrichtung bedroht sind.

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